Wein für Jedermann

Geruch / Blume
Ähnlich herb wie zuletzt beim Girotondo ist die Frucht in der ersten Nase, dazu Steinstaub, was das Ganze recht trocken wirken lässt, dennoch hat es etwas Frisches. Dichte Karamellnoten nach dem Schwenken! Sowas! Dazu ein wenig Milchschokolade, ohne, dass es klebrig würde. Hübsch. Später etwas, das an diese Orangade (falls man das so schreibt) aus dem Stollen erinnert. Passt sehr gut, zumal immer noch die herbe Frucht im Hintergrund mitschwingt.

Geschmack / Mundgefühl
Das Adjektiv "vollmundig" drängt sich auf - zu Recht: Von Beginn an großes Volumen, wieder diese mild-herbe Frucht, welche immer noch reichlich schwer einzugrenzen ist. Das Mundgefühl ist fein-strukturiert, das Herbe hat jederzeit die Oberhand, ohne unangenehm zu werden. Ein paar Holznoten betonen die trockene Basis - ein Chianti durch und durch. Und es gibt auch einen Ansatz von "Fleisch", der die herausragende Präsenz im Mundraum noch unterstreicht.
Die mineralische Säure begleitet, ohne aufdringlich zu sein (*), Pelz bleibt aus.

Abgang / Nachgeschmack
Erstaunlich die Frucht, die jetzt den Abgang bestimmt, leicht süß und aus der Zitrusfraktion stammend. Sie gibt auch den Ton an im Nachgeschmack, Mandarine, vor allem aber die Schale, leicht angetrocknet. Dennoch nicht-unangenehm.   
 
Fazit
Beginnen wir mit dem (*), denn der Chianti Riserva des Jahrgangs 2017 geriert sich mit der Zeit doch leider immer Säure-lastiger, noch bevor das Glas zur Neige gegangen ist. Das ganze fein-Strukturierte, die Holznoten, alles weg. Nicht, dass es übermäßig unangenehm sauer würde, aber "angenehm" ist dann doch anders.
Diesmal nur die "3".
Auf eine Referenzierung auf den Vorgängerjahrgang wurde rein aus Zeitgründen verzichtet. Weine zu probieren ist halt nicht das Einzige hier, leider (oder zum Glück, wie wahrscheinlich mein Hausarzt sagen würde).

Da diese Verkostung aus 2020 hier erst 2022 nachgepflegt wurde, habe ich der Einfachheit halber diesmal das aktuellere 2019er Bild eingesetzt.