Geruch / Blume
Ausdrucksfreie, leicht "chemische" erste Nase mit maximal ein paar harmlosen, trockenen Gerbstoffen. Da freut man sich schon fast über die paar Schweißnoten, die das Schwenken freisetzt, aber auch die Tannine bekommen mehr Raum, dazu ein ganz klein bisschen Frucht.

Geschmack / Mundgefühl
Ah! Schon besser! Umgehend gutes Volumen, der La Ferme Julien wird kräftiger, fruchtiger, und hat von Beginn an eine feine Struktur. Die Frucht geht in Richtung Holunder, unreif, nur ganz wenig Süße als Kontrast, da sich dies aber fast im ganzen Mundraum manifestiert, wirkt der Wein auch mithilfe von Resten der trockenen Tannine ansprechend komplex. Die anfangs recht wässrige Komponente im Mundgefühl gibt sich über die Zeit, Körper ist zwar mau, doch muss erwähnt werden. Und er entwickelt sich mit jedem weiteren Schluck - fein.
Sehr anschmiegsam die mineralische Säure. Es gibt weder Belag noch Pelz.

Abgang / Nachgeschmack
Schwach herb der sonst unscheinbare Abgang; der Nachgeschmack tut es ihm gleich, bis auf ein paar stark abgeflaute Reste gibt es hier nichts zu vermelden - aber es oxidiert so auch nichts.

Fazit
Das genaue Gegenteil zum zuletzt verkosteten Barolo, ebenfalls - am gleichen Tag - bei Aldi (Süd) gekauft:
Der aktuelle Jahrgang des La Ferme Julien hat vorne nix, hinten nix, aber der Geschmack ist wirklich gut, ausgewogen, interessant, von angenehmer Struktur - wo der Barolo noch enorm patzte mit seinen unterträglich pelzigen Fassnoten, dafür mit ausgezeichnetem Bouquet aufwartend.
Zwar würde ich diesen Kandidaten für den Standard-Preis von 4,99€ wohl eher nicht noch einmal mitnehmen, das reicht aber nicht, ihm die "4" zu verwehren.