Wein für Jedermann

Geruch / Blume
Interessante, dumpfe erste Nase, die - leicht fruchtig - mit nussigen Noten angereichert ist und lange stabil bleibt. Nach dem Schwenken gesellen sich zur Nuss schon fast deftige Ledernoten, direkt aus dem Schusterladen. Im Hintergrund mehr der undeutbaren, dunkel-dumpfen Beeren. Ganz großes Kino!

Geschmack / Mundgefühl
Von Beginn an äußerst mild und erstaunlich süßlich, was sich schon vor dem Einziehen der Luft andeutet und den Wein komplett beherrscht. Merkwürdig. So gehen die Reste von Leder und dunklen Beeren leider unter, sind kaum noch der Rede wert, sorgen aber immerhin dafür, dass sich dennoch etwas ansatzweise Komplexes bildet. Vom Volumen her nicht der Burner, im Mundgefühl konstant mild, das Süßliche wird zu keiner Zeit klebrig, auf Struktur allerdings muss man weitestgehend verzichten.
Ebenso auf bennenbare Säure, maximal harmlos, schwach mineralisch. Kein Pelz.

Abgang / Nachgeschmack
Nicht wirklich Abgang; auch der Nachgeschmack bleibt hinter allen Erwartungen zurück, die noch das Bouquet aufbaute: Stetig leicht süßlich, schwache, gesüßte Mandarine. Nicht weiter oxidierend entschwindet dieser Primitivo Puglia nur langsam.

Fazit
Großer Löwenstart! Besonderes Bouquet, eines Primitivo würdig.
Die Landung erfolgt zwar nicht als Bettvorleger, doch bereits im Geschmack büßte der "Löwe" das meiste "Löwige" ein (um - krampfhaft - im Bild zu bleiben).
Kann man dennoch immer mal mitnehmen, wenn man weiß, auf was man sich einlässt / was man erwarten darf. Zumal für 2,69€.

Nachtrag
Diesen Primitivo habe ich nur gefunden, weil ich nach jenem (Jahrgang 2020) gesucht hatte - den scheint es nicht mehr zu geben. Das wäre schade, denn der aktuelle Kandidat (Jahrgang 2021) reicht nicht an den anderen "Primtivio Puglia" leider nicht heran.