Artero Reserva 2015

Herkunft / Traube: La Mancha / "Colección"

Land: Spanien

Jahrgang: 2015

Alkoholgehalt: 14%

Geschmacksrichtung: trocken

Verschluss: mäßiger Kork

Preis: 5,95€ / 7,45€

Bewertung: 5 von 5

Geruch / Blume
Anfangs ungewöhnlich deutliche Stallnoten (und zwar nicht nur vom Heu), danach trockener mit einem Hauch von herber Frucht, holzige Tannine zeigen sich schon vor dem Schwenken. Ähnlich geht es danach zu, wirkliche Änderungen gibt es nicht zu verzeichnen.

Geschmack / Mundgefühl
Umgehend außerordentlich voluminös, fleischig im Mundgefühl und mit einem jetzt schon wahrnehmbaren Körper. Der zweite Schluck bereits fördert eine Assoziation, die hier bislang noch nicht genutzt wurde: Olive. Nur eine Nuance, aber mehr als konkret ausgeformt. Danach fruchtiger, ohne von dem hübschen Herben zu verlieren, das den hinteren Mundraum verwöhnt, während der vordere eine zurückhaltende Süße zeigt. Zwar ist Olive ja wohl auch eine Frucht, doch ist sie nicht bestimmend, hier liegt das herb-Fruchtige irgendwo zwischen Holunder und Sanddorn, unterschiedlich ausgeprägt an unterschiedlichen Stellen, aber immer präsent. Dem Körper ist zwischenzeitlich ordentlich die Luft ausgegangen, im Volumen jedoch konstant und herausragend, das Mundgefühl bleibt fast kaubar "fleischig" ohne jede Wässrigkeit.
Obwohl die Säure äußerst mineralisch ist, begleitet sie nur, ohne sich in den Vordergrund zu drängen. Pelz bleibt zwar aus, doch ein signifikanter 1000er Schmirgel auf Zungenspitze und voderem Gaumen hat schon was von Klettverschluss.

Abgang / Nachgeschmack
Der Abgang erschließt sich erst mit der Zeit, erst scheint hier nichts zu sein. Später dann mehr als eine Nuance von Nuss, die stetig zunimmt. Zwar ist der Nachgeschmack ein passender, gleichbleibender Nach-Klang des Geschmacks, doch nur ein Schatten des Vorherigen. Und ruck-zuck flöten. Es bleibt die aufgeraute Zunge inkl. Gaumen als letzter Rest. Wobei sich auch dies über die Zeit abschwächt.

Fazit
Ein kräftiger, charaktervoller Wein mit herausragendem Volumen und mehr als einer ungewöhnlichen Nuance - doch er schwächelt: Flache Blume mit nicht nur freudigen Aromen, und der Nachgeschmack so schnell weg, wie man es selten findet.
Bemerkenswert sind hingegen die sich über die Zeit vor allem im Abgang aufbauenden Aromen, sowie das Nachlassen des Schmirgels, bis er nicht mehr stattfindet.
Kann natürlich auch sein, dass man schon nach einem Glas - bei 14 Vol/% Alkohol - bereits so breit ist, dass sich alles irgendwie nivelliert... zwar nicht auszuschließen, doch eher eine gewagte These.
Wie dem auch sei, grade diese Änderungen mit der Zeit retten dem Artero Reserva in die "5". Von der beispielhaft spannenden und interessanten Verkostung ganz zu schweigen. Für die "Aktuelle Empfehlung" ist er aber mit weit über 7€ (wenn nicht im Angebot) für das Preissegment hier einfach zu teuer.

Den Aufmerksamen wird aufgefallen sein: Die Flasche im Bild ist angebrochen; ich hatte den Artero an dem Tag verkostet, an dem er gekauft wurde, und da war es abends bereits zu dunkel für ein Bild.